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Kolossalstatue Pharao Psammetich I.

Auch so geht Archäologie

Durch die Medien gingen mehr als ein Mal Berichte über die fast zufällig in Kairo gefundene Kolossalstatue. Aber auch bei den Wissenschaftlern gab es ein vielfältiges Produzieren von Medienberichten. Zwei davon erscheinen uns zunächst einmal erwähnenswert: Es sind zwei beteiligte Universitäten mit ganz unterschiedlichen Instituten. Dass ein Ägyptische Institut, hier das der Universität Leipzig, weil beteiligt am deutsch-ägyptischen Grabungsteam, entsprechende Auskunft geben kann und will, ist zwangsläufig. Aber dass auch ein Institut für Raumbezogene Informations- und Messtechnik beteiligt war, ist vielleicht nicht so geläufig. Die Wissenschaftler dieses Instituts an der Hochschule Mainz also zeichnen verantwortlich für die digitalen Dokumentationsmethoden auf der Ausgrabung im antiken Heliopolis/Kairo. Was aber haben diese nun gemacht, wie sieht so etwas aus?

Die Pressemitteilung dazu: “ Seit Ende letzter Woche Kopf und Torso einer kolossalen altägyptischen Herrscherstatue mit einer Inschrift, die den Pharao Psammetich I (664-610 v. Chr.) nennt, aus dem Schlamm einer deutsch-ägyptischen Notgrabung in Heliopolis auftauchten, schaut die Welt nach Matariya, einem der ärmeren Stadtteile von Kairo. Dr. Dietrich Raue von der Universität Leipzig, der die Grabung gemeinsam mit Dr. Aiman Ashmawy vom ägyptischen Antikenministerium leitet, ist überwältigt: „Diese Skulptur aus Quarzit ist kunsthistorisch von höchster Bedeutung. Sie wird uns eine Menge neuer Erkenntnisse über den Tempelbezirk des Sonnengottes in Heliopolis bringen.“ Die Wissenschaftler der Hochschule Mainz nun haben gemeinsam mit den anderen Beteiligten der Grabung und Bergung der Statue Dokumentationsmethoden entwickelt, die eine rasche und fachgerechte Bergung unterstützt haben. Die Aufgabe in dem Projekt war es, in möglichst kurzer Zeit die Funde so vollständig wie möglich zu dokumentieren, denn auf dem Grabungsareal soll eigentlich schon längst gebaut werden. Zeit für langwierige Mess- und Zeichenarbeiten bleibt den Archäologen daher nicht. Es ging also um ein Konzept, wie der Ablauf mit Hilfe digitaler Anwendungen optimiert werden kann. Doch eine große Menge von digitalen Daten allein hilft nicht, wenn man sie auch späterhin zu weiteren Forschungen nutzen können will. Eine Strategie war notwendig. Unser Konzept umfasst daher die ganze Kette von der Erfassung zuverlässiger 3D-Information bis zur Aufbereitung der Daten für eine sachgemäße Publikation und langfristige Archivierung.“  Das Konzept erlebte bei dem jüngsten Sensationsfund, bei dem sich die Ereignisse förmlich überschlugen, nun seine Nagelprobe und bestand sie, so die Aussage der Wissenschaftler aus Mainz.

Schaut man sich den Grabungsort, bzw. seine weitere Umgebung an, so ist die Situation für die Wissenschaftler mehr als schwierig. Vor allem das seit der Antike um ein Vielfaches gestiegene Grundwasser macht hier archäologisches Arbeiten und Dokumentieren kompliziert. Da halfen die Methoden der Mainzer, etwa besondere Fotografie-Methoden, die nicht nur wertvolle Zeit im Feld sparen, sondern auch die Erstellung eines hochauflösenden, virtuellen Abbildes der aufgenommen Objekte ermöglichen. Man spricht hierbei von digitaler Photogrammetrie. Mithilfe einer Fotoserie und einer speziellen Software kann ein archäologisches Objekt mit wenig technischem Aufwand in seiner räumlichen Position erfasst werden.

Das sieht zunächst so

Sog. dichte Punktwolke: Hier sind die Statuenfragmente schon deutlich erkennbar.

und dann so aus

Zuletzt wird die dichte Punktwolke zu einer Oberfläche „vermascht“ und mit einer Fototextur versehen. Das 3D-Modell kann nun für Visualisierungen und Untersuchungen verwendet werden.

Die Statue stand in der Nähe des Eingangs in das Heiligtum vor einem Tempel, den Ramses II. errichten ließ und der zu einer Gruppe von weiteren Gebäuden gehörte, die den Weg zum Haupttempel flankierten. „Unser Ziel ist es, die gesammelten Daten aktueller und vergangener Grabungen in einem Geographischen Informationssystem zusammenzuführen“, erklärten die Mainzer. „Wie bei einem riesigen 3D-Puzzle soll dort das Kultzentrum des Sonnengottes in Heliopolis wenigstens teilweise digital wieder erfahrbar gemacht werden.“

Aber wie nun sieht das aus, was die Wissenschaftler da gefunden haben, also real? Die Wissenschaftler der Universität Leipzig haben sie in den Garten des Ägyptischen Museums in Kairo gebracht und fotografiert

Die Teile der Statue sind jetzt im Garten des Ägyptischen Museums in Kairo zu sehen.

Die vorgenannten Informationen sind Teil einer Pressemitteilung der Hochschule Mainz, Nicole Bruhn M.A. i3mainz-Institut für Raumbezogene Informations- und Messtechnik; das Foto aus dem Garten des Ägyptischen Museums Kairo ist von der Universität Leipzig und als Pressemitteilung zur Verfügung gestellt.

Ellen Salverius-Krökel

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