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Was sind eigentlich MOOCs? – Teil 1

Die einfachste Formel:
Bildung für alle, kostenlos und frei zugänglich via Internet!

Dieses Thema geistert nun schon seit geraumer Zeit durch die Medien. Und auch wir haben hier auf unserer Webseite schon zweimal einen solchen Kurs angekündigt oder empfohlen. Wenn man nicht so viel im Internet unterwegs ist, sich bisher nicht so sehr für das Lernen via Internet interessiert hat, dann ist das Thema MOOC s(Massive Open Online Courses), oder auch OER (Open Educational Resources), nicht unbedingt geläufig. Was aber ist das nun? Es könnte die Zukunft des Lernens sein, von der Schule über die Hochschule, die (betriebliche) Weiterbildung bis hin zum nachberuflichen Lernen, also lebenslanges Lernen schlechthin.

Ein paar Fakten

Zunächst: MOOCs sind Bildungsmaterialien die kostenfrei im Internet zugänglich sind. Es sind Online-Kurse (MOOCs), Unterrichtsmaterialien, Multimedia-Angebote oder Lehrbücher. Man könnte sich ganz einfach vorstellen, und liegt damit überhaupt nicht falsch, dass Hochschullehrende ihre Vorlesungen als Videos online stellen, dass sie von jedermann zu jeder Zeit an jedem Ort im Netz angesehen werden können(online). Sie sind also offen und kostenlos (open) und haben (meistens) keine Teilnehmerbegrenzung (massive). Die Kurse (course) dauern häufig zwischen 5 und 12 Wochen. Sie sind letztlich das uns sicherlich bekannte Online- oder E-Learning, nur ein bißchen anders.

Welche Arten von MOOCs gibt es?

Die ursprüngliche Form der MOOCs waren die cMOOCs, sie zielten auf gemeinsames Lernen, auf Kommunikation und Austausch ab. Es gab keinen Lehrer, kein aus einer Quelle bereitgestelltes Lernmaterial, keine Lernziele, keinen Stundenplan. Man tauschte sein Wissen einfach aus. Auch die Kanäle legte man selbst fest, man war einfach aktiv(!). Das c vor MOOC entstand übrigens in Anlehnung an den wirklich ersten Kurs dieser Art zum Thema Konnektivismus, auf Englisch als Connectivism, eine Lerntheorie, die von der Vernetzung von Menschen und Wissensressourcen ausgeht.

Bekannter sind aber die xMOOCs. Dies sind im Großen und Ganzen die auf Video gebannten Vorlesungen, mit oder ohne Zusatzmaterial, Aufgaben und Prüfungen, möglicherweise mit Diskussionsforen. Die Zeit ist eingeteilt, meistens ein Wochenrythmus, häufig nicht länger als 12 Wochen. Das x steht hier für „Extension“, also Erweiterung. Der Vorteil dieser Form liegt in den angebotenen Inhalten, die aber hier nicht beeinflusst werden können, genauso wenig wie die Dauer des Kurses.

Geschichte

Begonnen hat alles, mal wieder, in den USA. Nach ein paar wenigen Vorkämpfern hatten Sebastian Thrun und Peter Norvig im Herbst 2011 an der Stanford-University einen Online-Kurs über Künstliche Intelligenz angeboten, das ganze kostenlos, und innerhalb kürzester Zeit 160.000 Teilnehmer zu vermelden. Damit war ein Stein ins Rollen gebracht, heftige Diskussionen über die Zukunft der Bildung, insbesondere erstmal der Hochschulbildung entfacht. Und Nachahmer gab es natürlich. Seit dem Frühjahr 2012 dann gab es drei große MOOC-Plattformen: Coursera, Udacity und edX. Die beiden ersteren sind angetreten, mit ihren Kursen Geld zu verdienen, das letztere wurde vom renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der nicht minder berühmten Harvard University gegründet mit der Idee, ihre Online-Kurse kostenlos aller Welt anzubieten. Mittlerweile machen sogar 12 renommierte Universitäten bei diesem Unternehmen mit. Ein wahres Aushängeschild! Und die Zukunft der Bildung ist weiterhin in Bewegung.

Sehr gut lesbar, ausführlicher und detaillierter, z.B. über den Hedgefonds-Manager Khan, der schon 2006 für seine Cousine kleine Nachhilfevideos ( diese sind schon über 250 Millionen Mal abgerufen worden) in Mathematik produzierte und bei YouTube einstellte, können Sie die Geschichte von MOOC in der ZEIT – hier – nachlesen.

Wie funktioniert das?

Zunächst einmal sind es Vorlesungsmitschnitte, die verbunden mit Erklärungen eines Kursleiters, eines Professors und weiteren Unterrichtsmaterialien und Aufgaben bzw. Tests, zu einem Kurs zusammengesetzt sind, dann in kürzere Einheiten gestückelt und via Internet den Interessierten zugänglich gemacht werden. Das ist zunächst einmal im Vergleich zu den bereits bekannten Vorlesungsmitschnitten im Netz wirklich anders. Thematisch hat sich in den wenigen Jahren seit ihren ersten Versuchen auch viel getan, nicht mehr nur computerwissenschaftliche Fächer, Naturwissenschaften, sondern auch vermehrt geisteswissenschaftliche Fächer. Die Teilnehmer/-innen der Kurse sind aus aller Welt, es ist ja egal, wann und wo ich mir das Material anschaue, mit ihm lerne.

Die meisten Teilnehmenden leben aber wohl immer noch in den USA. Was vielleicht zunächst gar nicht unbedingt bedacht war, hat sich dann aber eingestellt – die Lernenden arbeiten auch zusammen, je nachdem, welche Kommunikationsmöglichkeiten ihnen auf den Lernplattformen angeboten werden. Es sollen sich sogar lokale Lerngruppen gebildet haben, was mich dann doch sehr stark an die Fernuni Hagen erinnert. Natürlich aber kann jeder auch nur für sich lernen. Auf diesen „Umstand“ aber wird auch noch einzugehen sein.

Die MOOCs sind also Kinder der Universitäten, für das Hochschulstudium angelegt, was natürlich niemanden daran hindert diese Kurse auch für seine ganz persönliche Weiterbildung zu nutzen, denn Zugangsvoraussetzungen werden nicht abgefragt. Das Niveau ist unterschiedlich hoch, die Hochschulprofessoren lehren auch hier natürlich erstmal für Studierende, aber sie haben auch ein Interesse an hohen Besucherzahlen. Wer es aber dennoch für das Studium nutzen will, der/die kann auch Prüfungen ablegen und Zertifikate erlangen. Hierbei ist aber wohl noch am ehesten ein Entwicklungsbedarf festzumachen, denn auch diese Prüfungen müssen ja online stattfinden. Allein, bei 20.000 Studierenden pro Kurs keine leichte Herausforderung. Die Technik soll das richten, denn ein Kursleiter allein, selbst mit ein paar studentischen Hilfskräften, kann diese Aufgabe nicht leisten.

Und was ist OER?

Auch dieses Kürzel steht eher für etwas Altbekanntes: Unterrichtsmaterialien in verschiedenen Formaten, ohne allerdings zu einem Kurs zusammengebunden, im Internet zur weiteren Verfügung gestellt. Jeder der will, kann dieses Material (O=open, E= Educational, R= Resources, also frei verfügbare Bildungsmaterialien) für die eigene Weiterbildung oder als Lehrender nutzen, also selbst Kurse, Unterricht damit gestalten. Auch diese OER findet man auf unterschiedlichen Plattformen im Internet. Natürlich ist immer auf die Lizenzbedingungen zu achten, und, letztlich, auf die Qualität.

Und woher MOOCs nehmen?

Noch 2013 hieß es in der ZEIT: „zwei deutsche Universitäten bieten bereits Kurse auf ihren eigenen Seiten an: …“. Das waren bzw. sind das Hasso-Plattner-Institut der Universität Potsdam, für den Bereich Internet und Informatik, in englischer Sprache, und an der der Leuphana-Universität Lüneburg einen Architektur-Kurs. Dazu gab es zu dem Zeitpunkt die TU und die Ludwig-Maximilians-Universität München, die mit Kursangeboten beim Anbieter Coursera vertreten waren. Es gab aber gerade auch ein eigenes Portal in den Startlöchern – Iversity, zusammen mit dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft, die innovative Onlinekurse mit 25.000 Euro fördern wollten.
Soweit die kurze Historie für Deutschland.

Und heute, 2014? Man tut sich schwer mit der MOOC-Welle mitzuhalten. E-Learning wurde zwar eingeführt, aber nicht in einer solch breiten Form wie in den USA. Das gilt auch für OER, die offenen Lernmaterialien im Netz. Es gibt Vorlesungsmitschnitte im Netz, aber unbegleitet. Einzelne Hochschullehrer versuchen sich an selbstgestrickten Projekten; wir haben hier auf unseren Seiten darüber berichtet und befunden, dass es für uns Weiterbildungsinteressierte überaus lohnend ist, und dass in jeder Beziehung. Für die Hochschulen selbst, also für ein Studium hatte es bis zum Herbst 2013 aber nicht gereicht. Das liegt insbesondere auch daran, dass das Hochschulstudium in den USA so ungleich viel teurer ist als bei uns, die Not und damit der Druck nicht vorhanden ist auf ein Online-Studium zuzugreifen.

Dennoch, es tut sich was. Es gibt so etwas wie eine Entwicklungsplanung, allerdings mit einem gewichtigen Augenmerk auf ein Problem, die fehlende Personalisierung, sprich Einzelbetreuung beim Lernen. Auch insgesamt sieht man eine Problemlage: die Gefahr, dass Deutschland in diesem Bereich der Bildung etwas verschläft. Mittlerweile ist man auch hier tätig geworden, so dass zu hoffen ist. Wer sich darüber informieren möchte, der sei auf diesen Artikel hingewiesen, abrufbar hier   Ich habe zusammenfassend daraus berichtet.

Mittlerweile gibt es aber auch in Deutschland Kurse, die 200.000 Teilnehmende vorweisen können. Interessanterweise hat aber auch die Stiftung Warentest sich um das Thema Weiterbildung per MOOCs gekümmert: Zum Nulltarif dem Professor lauschen

Zusammengefasst kann man schließen – ein Hochschulstudium kann man mit MOOCs in Deutschland nicht bestreiten, Weiterbildung aber sehr wohl. Auch die ursprüngliche Idee, per MOOCs die Zusammenarbeit, den Austausch zu befördern, findet leider nicht so oft statt, es ist eher passives Konsumieren. Das aber liegt nicht immer an den fehlenden Möglichkeiten, sie Passivität geht von den Teilnehmenden selbst aus. Wer nichts sagt oder fragt, kann keine Antwort bekommen. Aber das kennt man aus den „alten“ E-Learning-Angeboten ja auch. Eine Geldfrage wird es in Zukunft auch werden.

Erstes Fazit

Für die möglichen Nutzer ist diese Form des Lernens, oder der Kompetenzerweiterung!, eine gute Möglichkeit unabhängig vom Geldbeutel und/oder vor Ort vorhandenen Bildungsinstitutionen, sich fortzubilden, sich neue Stoffe zu erarbeiten, gemeinsam mit anderen Interessierten oder allein. Und es wird immer beliebter.

Und was bringt uns Älteren das nun? Eigentlich einfach mal – recht viel: Umgang mit dem Medium Computer resp. Internet, Informationen finden und bewerten, Selbstorganisation bei der Weiterbildung, Kommunikation im Netz entdecken und nutzen, lebenslanges Lernen als Bereicherung des Alltags. Recht viel Kompetenz also zusätzlich zu den neuen Inhalten.

Vieles ist im Fluß, weil in der Erprobung und in der Entwicklung, viele, auch die Macher sind dabei zu lernen was geht und wie es gehen könnte. Mitnehmen sollte man aber zunächst einmal, dass diese Art der Bildung offene und flexible Lernmöglichkeiten vor allem für benachteiligte Lernwillige eröffnen.

Diesen Text können Sie auch als PDF herunterladen: Was sind eigentlich MOOCs? – Teil 1

Und hier geht es zu Teil 2

Ellen Salverius-Krökel

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