Am 1. Adventswochenende 2005 versanken Teile des nördlichen Münsterlandes und einige angrenzende Regionen im Osnabrücker Raum im großen Schneechaos. An diese schlimmen Tage werden sich viele Bewohner dieser Gegend ganz gewiss gut erinnern können.
Die Stromversorgung war zusammengebrochen. Reisende mussten in den steckengebliebenen Zügen mit Decken und warmen Getränken versorgt werden. Landwirte hatten ihre liebe Not mit den ungewöhnlich laut brüllenden Rindern und blökenden Schafen. Die Schweine in ihren Ställen waren nicht zu beruhigen. Der fehlende Strom hatte die Melkmaschinen stillstehen lassen, Lüftungen funktionierten nicht, die Futtermaschinen konnten nicht bedient werden und vieles andere mehr. Auf Straßen und Schienen lief rein gar nichts mehr. Von ihren aufreibenden Einsätzen wissen heute noch Krankenhäuser, Heime und Rettungskräfte zu berichten.
Die Meldungen im Radio über dieses Chaos machten mich betroffen, aber meine ersten Gedanken waren dennoch: Gott sei Dank! Denn meinen damaligen Wohnort, knappe 30 km entfernt, hatte es zum Glück nicht getroffen. Dafür verwandelte neun Jahre später am 28. Juli 2014 ein Starkregen innerhalb weniger Stunden das kleine innerstädtische Flüsschen Aa mit seinen beschaulichen Spazierwegen zu beiden Seiten in einen reißenden Strom. Der untere Teil des Prinzipalmarktes in Münster versank in den Regenfluten.
Überflutungen für unsere Gegend hier im Münsterland sind eigentlich unvorstellbar. Anders an Rhein und Mosel. Dort haben sich die Menschen auf das oft im Frühjahr zur Schneeschmelze eintretende Hochwasser eingestellt. In Münster konnte die Kanalisation die 300 Liter Wasser pro Quadratmeter nicht aufnehmen, Straßen standen unter Wasser und Tiefgaragen liefen meterhoch voll. Die kleinen Bäche in den Stadtteilen stauten sich zu großflächigen Seen.
Im Trockenen hinter den Fensterscheiben mit ansehen zu müssen, wie eimerweise Wasser vom Himmel fällt, hat mich für einen Moment hilflos gemacht. Dieses Gefühl der Ohnmacht, dem Ungewissen hilflos ausgeliefert zu sein, hat Narben in mir hinterlassen.
Als ich in meinem Keller neben der Tiefgarage nach dem Rechten sehen wollte, sah ich von oben schon das rot-weiße Absperrband. Der Aufzug stand still.
Damals konnte ich noch gut laufen … … 😰
Menschen sind 2014 Gott sei Dank nicht zu Tode gekommen. Jedoch die finanzielle Einbuße am öffentlichen und privaten Eigentum hat anschließend jeden vor große Herausforderungen gestellt. Ganz zu schweigen von den hohen Sperrmüllbergen in den folgenden Wochen.
Auf solch ein Ereignis war ich nicht vorbereitet. Was wäre nur gewesen, wenn ich direkt im Überflutungsgebiet gewohnt hätte? Was wäre zu tun gewesen?
Als mir bewusst wurde, dass ich in dieser Situation im Moment nur gerade mal eben noch hätte meine Schuhe anziehen und rasch meinen Rucksack mitsamt Portemonnaie und Ausweisen schnappen können, war mir klar, hier muss ich was ändern.
Den allerletzten Anstoß, mich auf solch plötzliche Situationen umfassend vorzubereiten, war ein Ereignis im Sommer 2017 kurz nach Mitternacht im ersten Tiefschlaf. Mit ohrenbetäubenden Tönen, alle unterschiedlich, von der Warn-App NINA, KATWARN und BIWAPP auf meinem Smartphone wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Das tat selbst mit abgelegtem Hörgerät über Nacht bei mir seine Wirkung.
Gott sei Dank!
Was war geschehen?
Nur wenige Häuser entfernt hatte ein Schwelbrand in der mittleren Etage eines großen mehrstöckigen Doppelhauses einen kompletten Wohnblock von unten bis oben innerhalb kurzer Zeit unbewohnbar gemacht.
Fenster und Türen durften wegen der starken Rauchgase nicht geöffnet werden.
Und ich schlafe stets bei geöffnetem Fenster … … 😰
Wenig später verbreitete der Rettungsdienst über Lautsprecher die Meldung in den umliegenden Straßen.
Möge jeder für sich ausmalen, was es bedeutet, 40 Wohnparteien bei spärlicher Beleuchtung während der Nacht zu evakuieren und notdürftig zu versorgen, von denen mehr als die Hälfte Senioren und Behinderte waren.
Wüssten Sie, was Sie mitnehmen müssen, wenn Sie aus dem Schlaf gerissen werden mit der Meldung „es brennt“? Hier kann man nicht von „mitnehmen müssen“ sprechen, bestenfalls nur „noch können“.

Heute steht mein Notfallrucksack griffbereit.
Das gibt mir Sicherheit und hält meinen Kopf frei für wichtige Dinge.
Jedes „Schreien“ der Warn-App NINA, KATWARN und BIWAPP oder eine Lautsprecherdurchsage wegen der plötzlichen Entschärfung einer Fliegerbombe aus dem letzten Weltkrieg in Münster kann mich seitdem nicht mehr aus der Ruhe bringen. Denn, Bomben werden in dieser Stadt nicht nur einmal im Jahr entschärft. Eine der vorletzten war am 7. April 2025. Beim Lesen der anschließenden Pressenotiz mit dem Zusatz „Sie war doppelt so groß wie vermutet“ wurde mir mächtig mulmig.
Wie erst mag es den Menschen vor wenigen Tagen am 22. Mai 2025 ergangen sein? Sieben Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg wurden gleichzeitig entschärft in Münster-Hiltrup! Ein neuer Rekord für das Kampfmittelbeseitigungsteam! Danke!
Vorbereitung auf Extremsituationen
Man kann sich vorbereiten.
Der Staat hat uns mit seinen Informationen und Einrichtungen zum Katastrophenschutz ein großes Paket an die Hand gegeben, das wir Bürger zum Schutz für uns selbst, aber auch in der Verantwortung eines jeden für die Gemeinschaft als Hilfestellung befolgen sollten.
Sirenentests in regelmäßigen Abständen kennen wir alle (Sirenentöne ▼ zu hören).
Katastrophenschutzübungen werden in Krankenhäusern, Heimen und allen großen Einrichtungen in bestimmten Abständen durchgeführt, um im Ernstfall vorbereitet zu sein.
Denn, nur was ich kenne, kann ich anwenden.
Dass in Notfällen jede Sekunde zählt, wissen wir alle. Mit der Warn-App NINA des Bundes neben den beiden anderen KATWARN und BIWAPP werden uns Bürgern weitere Hilfsmittel auf dem Smartphone angeboten.
Die vierte wichtige Warn-App, die des Deutschen Wetterdienstes, war bei mir Gott sei Dank noch nicht in Aktion. Diese ist inzwischen so ausgereift, dass sie präzise Vorhersagen zu einer möglichen wetterbedingten Extremsituation geben kann. Sie hat die Aufgabe, ihre Nachricht frühzeitig zu verbreiten, damit wir uns auf eine mögliche Katastrophe vorbereiten können.
Weitere Warnbenachrichtigungen sind noch in der Testphase und werden später der Bevölkerung zur Verfügung gestellt.
Nutzen wir sie alle!
Ich jedenfalls werde „meine DREI“ nicht vergessen.
Was wir auf einer Sonderseite „Von jetzt auf gleich“ neben den staatlichen und institutionellen Adressen aufgelistet haben, sind zusätzlich zu den Recherchen im Internet eigene Erfahrungen, aber auch Notizen nach Denkanstößen bei Gesprächen mit vielen Menschen, die uns im Laufe der Zeit begegnet sind. Fügen Sie zu den Teilen unseres Notfallrucksacks das hinzu, was für Sie unentbehrlich ist.
Die notwendige Gelassenheit für solche Situationen kann leider nicht auf Vorrat eingepackt werden.
Die sollte JEDER PERSÖNLICH und JETZT einüben.
Gutes Gelingen!
Margret Budde
Im Mai 2025
PS. Falls auch Sie Tipps hinzufügen möchten, teilen Sie diese uns gern mit.
Zur Sonderseite „Von jetzt auf gleich“
Weitere Links
Stiftung Warentest zu den lebensnotwendigen Warn Apps
NINA Erklärungen mit Anleitungen für Android und IOS
BIWAPP mit Erklärungen und Hinweisen
KATWARN
WarnWetter-App
Alle Apps als Download im App Store
Sirenentöne hier zu hören
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
Emsland, Warnung der Bevölkerung