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„Beginnt das Jahr mit Singen” …

so war das viertägige Musikseminar der Musikakademie für Senioren, MAS, gleich für den Jahresbeginn 2017 ausgeschrieben. Die Einstudierung und anschließende Aufführung der „Missa brevis St. Joannis de Deo” – auch Kleine Orgelmesse genannt – im Kloster Nütschau stand auf dem Programm.

Nach dem Begrüßungskaffee im Klosterspeisesaal am ersten Tag ging es zügig an die Seminararbeit im angrenzenden vorbereiteten Seminarraum. Die schon namentlich gekennzeichneten Notenständer vor den Plätzen machten die übliche und auch sehr hilfreiche, aber zeitraubende Vorstellungsrunde überflüssig und die Ratzeburger Sopranistin und Seminarleiterin Susanne Dieudonné konnte gleich mit den ersten Stimmübungen beginnen. Denn in diesen vier Tagen lag ein umfangreiches Probenprogramm vor uns.

Täglich wurde morgens gleich nach dem Frühstück um 9:15 Uhr bis mittags geprobt, um 15:00 Uhr gings weiter bis zum Abendessen. Ja, und auch danach fiel es uns nicht schwer, noch 90 Minuten an den einzelnen Sätzen weiterhin zu feilen, wollten doch auch wir uns selbst ein wenig belohnen in einer gelungenen Aufführung. Susanne Dieudonnés stets begeisternde und motivierende Art des Einstudierens machte einfach Freude. Sie verlangte bzw. erwartete nicht wenig von uns 22 Sängerinnen und Sängern, die wir aus verschiedenen Städten zum Teil zum ersten Mal hierher gekommen waren. Jedoch dieses behutsame Anregen auch der letzten musikalischen Kraftreserve brachte uns alle letztendlich zu dem Erfolg, mit dem wir das Seminar am letzten Tag wieder verlassen durften.

Lob und Anerkennung standen an oberster Stelle. Aber die Chorleiterin verstand es auch, mit behutsamer Hand einzelne Ungenauigkeiten im Singen, so die manchmal viel zu zaghaft und zögerlich, ja gar fast ausdruckslos gesungenen Notenzeilen so liebevoll mit den Gesten eines viel zu schüchternen fast scheuen Tierchens zu vergleichen, was uns sofort verdeutlichte, dass wir hier mit all unseren Kräften und der besten zur Verfügung stehenden ausdrucksstarken Stimme diesen Satz zu singen hatten.
Somit wurde uns allen auch beim Kyrie eleison rasch klar, dass der flehentliche Satz nur mit den gewaltigen Stimmen einer eindringlich rufenden Chorgemeinschaft dem Zuhörer die tiefe Bedeutung dieser Bitte vermitteln konnte.

Neben der Einstudierung der Missa brevis, auch mit den allerkleinsten Ausfeilungen, vermittelte uns Frau Dieudonné im Bereich Stimmbildung eine große Vielfalt an wichtigem Wissen, das für alle Chorsängerinnen und -Sänger das notwendige Gerüst zum chorischen Gesang darstellt. Körperliche Lockerungsübungen und die richtige Körperhaltung gehören genauso dazu wie das Wissen um den Bau und die Funktion des eigenen Stimmaparates und die richtige Atmung, und vieles andere mehr.

Ihre immer neuen einfallsreichen humorigen Vergleiche gaben dem ernsthaften Proben eine Leichtigkeit und riefen so manches Schmunzeln bei uns hervor. Am Nachmittag des vorletzten Tages war es dann so weit. Nach der zweistündigen Generalprobe konnte sich jeder in Ruhe zur Aufführung vorbereiten.
Die Spannung stieg.

Die Gäste in der Kapelle des Klosters Nütschau wurden musikalisch begrüßt mit den Worten „Gnade sei mit allen” und verabschiedet mit den traditionellen Segensworten „Der Herr segne uns und behüte uns.” Der kleine Kanon „Wach auf mein Herz und singe dem Schöpfer aller Dinge.” ergänzte das Programm. Hauptwerk war die „Missa brevis St. Joannis de Deo” von Joseph Haydn. Nach dem gelungenen Kyrie, Gloria, Credo und Sanctus folgte nun das Solo im Benedictus.

Frau Dieudonné hatte als Leiterin des Chores auch den Solopart übernommen und wandte sich dem Publikum zu und die Organistin Olga Persits begann  zu spielen. Wir Sängerinnen und Sänger konnten uns nun ganz auf dieses herrliche Solo konzentrieren, aber unsere Blicke schweiften auch zu den Konzertbesuchern, die ganz in ihrem Innern in der Musik vertieft waren. Zwei ältere Zuhörer mit sehr ernstem, ja teilweise bedrückendem Ausdruck und offenen Auges erweckten zwischen allen anderen meine Aufmerksamkeit, ohne dass ich mich dagegen wehren konnte.

Bei den ersten Takten des Benedictus sah ich, wie sich deren Augen schlossen. Nach und nach entspannten sich langsam ihre Gesichtszüge – und alles weitere möchte ich an diesem Ort belassen.
Als Solist und auch als Chor kann man für diese Momente nur Dank sagen.

Ein viertägiges Chorseminar mit anstrengender und intensiver Chorarbeit und besonders vielen bereichernden Begegnungen lag hinter uns, aber auch eine Aufführung, die die Zuhörer und uns belohnt hatte. Am Ende waren wir alle überzeugt davon, dass wir in diesem Seminar neben der Freude an der Musik und der gelungenen Aufführung auch viel notwendiges Wissen zum guten Singen wieder mit nach Hause in unsere Chöre nehmen können.

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Margret Budde

Ein Gedanke zu „„Beginnt das Jahr mit Singen” …“

  1. Liebe Frau Budde,
    Eine wundervolle und die Leistung aller anerkennende Beschreibung.
    Danke!
    Ihre Susanne Dieudonné

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