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Geht das, Astronomie und Religion?

Eine Ausstellung über den Kampf um das Weltbild im 16. Und 17. Jahrhundert

Jetzt, wo man sich schon vermehrt um das große Reformationsjubiläum 2017 kümmert, fallen einem auch solche Themen auf: „Himmelsspektakel. Astronomie im Protestantismus der Frühen Neuzeit“. Es geht um die Entwicklungen der Astronomie im 16. und 17. Jahrhundert, die vor allem von der sogenannten „Copernicanischen Revolution“ des Weltbildes geprägt sind. Mit einem starken Einsatz von Bildern und ganzen Bildprogrammen, wurde damals versucht, noch nie Gesehenes sichtbar zu machen. Einiges davon wird hier ausgestellt. Und es werden Fragen beantwortet.

Zunächst einmal muß man festhalten, dass das 16. und 17. Jahrhundert für die Astronomie aufregende Zeiten waren. Zahlreiche Himmelserscheinungen wie Kometen, Supernovae und seltene Wetterphänomene, aber auch die Erfindung des Fernrohrs, mit dem plötzlich tausende neuer Sterne, Sonnenflecken, Mondlandschaften und Jupitermonde zu sehen waren, brachten das geozentrische Weltmodell, wonach die Erde im Mittelpunkt des Universums ruht, ins Wanken. Hierfür stehen berühmte Gelehrte wie Tycho Brahe, Johannes Kepler, Galileo Galilei und Johannes Hevelius, die mit ihren Werken das Verhältnis von Wissenschaft und Religion auf eine vollkommen neue Grundlage stellten. Dieser Kampf um das Weltbild lässt sichtbar werden, wie eng die Astronomie mit der Theologie und einer bestimmten Lesart der Bibel in Wechselwirkung standen und wie groß anfänglich die Vorbehalte gegenüber dem heliozentrischen Weltmodell, also dass sich eben die Erde um die Sonnen dreht und nicht anders herum, auch bei Astronomen und Physikern waren. Aber solche Himmelsphänomene waren, wenn sie denn mit bloßem Auge sichtbar waren, auch für die Menschen insgesamt bedeutsam, erschienen manchmal auch bedrohlich, wenn denn die richtigen, selbsternannten, Experten um Rat befragt wurden.

Dieser aufregenden Zeit bzw. Thema ist eine Ausstellung in Erfurt, respektive im Spiegelsaal auf Schloss Friedenstein gewidmet. Konzipiert wurde sie gemeinsam von der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt und der Physikalisch-Astronomischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Zu sehen vom 12. April bis 21. Juni 2015. Die Ausstellung zeigt vor allem den starken Einsatz von Bildern und ganzen Bildprogrammen, um das bisher noch nie Gesehene zu visualisieren. Selten wurden Bücher schöner und aufwendiger gestaltet als zu dieser Zeit. Aus der umfangreichen Sammlung der Forschungsbibliothek Gotha wird eine repräsentative Auswahl an Handschriften, Alten Drucken, Briefen und Erd- und Himmelsgloben gezeigt. Die Ausstellung wird durch astronomische Instrumente wie Fernrohre, Winkelmesser, einem Mauerquadranten, der berühmten Hahnschen Weltmaschine und einem Gemälde von Erhard Weigel ergänzt, die leihweise von der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha sowie der Friedrich-Schiller-Universität Jena zur Verfügung gestellt werden.

Und wie immer weisen wir hier bei Moment- mal- mach-mit.de gerne und ausdrücklich darauf hin, dass, wer die Schau nicht persönlich besuchen kann, im Internet die Möglichkeit hat zu einem Spaziergang durch die dazugehörige virtuelle Ausstellung – Himmelsspektakel. Und versuchen Sie das Himmelspektakel doch mal spielerisch: Vom Weltmodell zum Astronom.

Eine äußerst sehenswerte Webseite, auch noch im Januar 2023!

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog, der zehn Fachbeiträge von ausgewiesenen Kennern der Astronomie- und Astrologiegeschichte sowie einen ausführlichen Katalogteil enthält. Der Katalog kann im Internet bestellt werden.

Quelle: Pressestelle der Universität Erfurt

Ellen Salverius-Krökel

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