Deutschland Radio Kultur schreibt als Einleitung zum Interview Anfang September 2015 mit Frau Prof. Dr. Gabriele Brandstetter, der ersten Tanzprofessorin in Deutschland und Leiterin des Zentrums für Bewegungsforschung im Institut für Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin:
„Tanz kann so vieles: Tanz können wir als Rhythmus erleben, als gemeinschaftliche Bewegung – von der Kindheit, über die Jugend bis ins hohe Alter hinein. Und tanzen macht Freude!“
Und Lebensfreude gibt Kraft für den Alltag.
Auf die Frage, warum der Mensch eigentlich tanze, sagte Frau Brandstetter,
„… der Tanz gehört zu den allerältesten Kulturäußerungen, was damit zu tun hat, dass er eine Form der Auseinandersetzung ist im Umgehen des Menschen mit sich selber, mit andern und seiner Umwelt.“
Interessant sind auch ihre Erklärungen zu den ersten Höhlenzeichnungen von vor über 5000 Jahren. Hier nachzuhören. (nach Ablauf des Podcasts nur abgekürzt nachzulesen)
Dass die Geschlechter bezüglich des Tanzes im Laufe der Jahrhunderte und unterschiedlich in den jeweiligen Kulturkreisen wechselnde Bedeutung erfahren haben, welcher Wandel sich vollzogen hat, mag nicht jedem bekannt sein, ist aber in einer Dissertation ausführlich niedergelegt. Hinweisen möchte ich insbesondere auf den unser heutiges Thema betreffenden Teil I. 2 Geschichte des Tanzes in dieser umfangreichen Dissertation von Jutta Drewniok. Hier nur ein Kurzzitat aus der Schrift.
„Wie bereits erwähnt, ist der Tanz so alt wie die Menschheit selbst: Denn Lebenskraft übersetzt sich in lustbetonte Bewegung und steigert sich aus sich selbst in die unermüdliche rhythmische Wiederkehr. Rhythmischer Bewegungsvollzug nämlich ‚befreit von inneren Spannungen und löst sie’.“ (Günther, 1962, 59) … Seinem Wesen nach ist der Tanz Körpersprache, das heißt, er umfasst eine der vielen Ausdrucksmöglichkeiten des Körpers, und so ist eine Geschichte des Tanzes auch immer die des Menschen selbst.“
Entfernt man sich von den historisch-philosophischen Betrachtungen das Tanzes hin zu der persönlichen Erfahrung im Tanzen selbst, so bietet sich für ein Selbststudium geradezu eine österreichische Tanzseite an mit Anleitungen zu Standard- und Lateinamerikanischen Tänzen, Hintergründen und auch Tanzturnieren. Und wer vermutet schon, dass es einen digitalen Tanzatlas geben könnte? Dieses Projekt ist zusammengestellt worden von der Akademie der Künste, Berlin und gibt Auskünfte über das Kulturerbe Tanz mit einem riesigen Archiv zu Künstlern, Spielstätten, Ereignissen und mehr. Im Katalog der Videothek des Deutschen Tanzarchivs Köln stehen inzwischen rund 3.000 katalogisierte Filmtitel zum Thema Tanz zur Verfügung, die per Reservierung in einzelnen Kabinen der Präsenzvideothek angesehen werden können. Sehr interessant auch als Unterrichtsmaterial.
Margret Budde