Als Münsteranerin möchte ich Ihnen auf dieser Seite eine Predigt zum Jahreswechsel zu lesen geben, die dem Pfarrer an der St. Lambertikirche zu Münster, Hermann Kappen zugesprochen wird. Sie könnte auch heute noch vorgetragen werden wegen der zeitlosen treffenden Worte – humorvoll geschrieben am Ende des 19. Jahrhunderts, passend für uns alle.
Zunächst ein wenig zur St. Lambertikirche …
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Das Bild zeigt die St. Lambertikirche am Prinzipalmarkt zu Münster, die in dieser Bauart als Markt- und Stadtkirche ab 1375 aus Baumberger Sandstein (Baumberge, eine sanft hügelige Landschaft ca 30 km nordwestlich von Münster) gebaut wurde. Die gotische Hallenkirche wurde nach starker Zerstörung im letzten Weltkrieg in ihrem Ursprung wieder aufgebaut. Wegen Baufälligkeit ersetzte man am Ende des 19. Jh. den ursprünglichen Turm durch diesen markanten Turm. Die kleine Vorgängerkapelle an dieser Stelle entstand den Urkunden nach schon um 1000, unterstützt von den am Prinzipalmarkt ansässigen Kaufleuten.
Berühmt wurde die Kirche durch zwei Predigten 1941 gegen die Tötung so genannten „lebensunwerten Lebens“, die von dieser Kanzel aus Clemens August Kardinal Graf von Galen gehalten hat, trotz größter Lebensgefahr durch die ständige Beobachtung der Gestapo während der Gottesdienste, die er von der Kanzel aus hinten in der Kirche stehen sah.
Im Bild lesen Sie die Kopie einer Originalseite seiner Predigt.
Oberhalb der Kirchturmuhr erkennen Sie die drei schmiedeeisernen Körbe, in denen 1536 nach Verurteilung und Hinrichtung die Leichname der drei übriggebliebenen Anführer des Täuferreichs von Münster (früher Wiedertäufer genannt) Jan van Leiden, Bernd Knipperdolling und Bernd Krechting wegen ihrer Greueltaten den Menschen als Abschreckung zur Schau gestellt wurden.
… und zu Hermann Kappen.
Wie im Literaturportal Westfalen des Landschaftsverbandes Wesfalen-Lippe nachzulesen ist, wurde er 1818 in Münster geboren, hat hier seine Schul- und Studienzeit verbracht und ist nach seiner Priesterweihe 1841 viele Jahre als Vikar und Kaplan tätig gewesen. 1871 wurde er zum Stadtdechanten ernannt, 1884 zum Ehrendomkapitular und 1891 zum päpstlichen Hausprälaten. Er lebte bis zu seinem Tod 1901 in Münster.
Nachgewiesen sind ihm viele Predigten und zusätzlich Aufsätze und umfangreiche Schriften in dem von ihm als verantwortlicher Redakteur geleiteten „Sonntagsblattes für katholische Christen“, was damals das einflußreichste Blatt im katholischen Westfalen“ , neben dem „Westfälischen Merkur“ und dem „Westfälischen Volksblatt“ in Paderborn war. Er befasste sich mit den Ereignissen und Problemen der damaligen Zeit – ganz im Gegensatz zu den anderen Blättern, die ihre Seiten zum größten Teil mit oft simplen Lokalnotizen und Räuber- und Schauergeschichten füllten.
Ellen Salverius-Krökel und Margret Budde
Bildnachweis:
Kirche und Kanzel St. Lamberti und Gebet, Margret Budde
Predigtkonzept, S. 1, Wikimedia, Mediatus
1.1.2019 Das Gebet zu Neujahr steht ab sofort als PDF zur Verfügung.
Gebet zu Neujahr
Zum Schluss lassen Sie sich einstimmen auf das kommende Jahr mit dem Geläut der Lambertikirchglocken, eingestellt von „westfalenglocke“ unter YouTube.
Danke für das schöne Neujahrsgebet, liebe Margret. Da die Schrift so klein ist und sich nicht vergrößern lässt, habe ich es abgeschrieben und schicke es als Version, die man vermutlich während des Lesens mit einem Klick vergrößern kann für alle, die schon eine Brille brauchen:
Gebet zur Neujahr
Herr, setze dem Überfluss Grenzen
-und lasse die Grenzen überflüssig werden
Lasse die Leute kein falsches Geld machen
– und auch das Geld keine falschen Leute.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort
– und erinnere die Männer an ihr erstes.
Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit
– und der Wahrheit mehr Freunde.
Bessere solche Beamte, Geschäfts- und
Arbeitsleute, die wohl tätig,
– aber nicht wohltätig sind.
Gib den Regierenden ein besseres Deutsch
– und den Deutschen eine bessere Regierung.
Herr, sorge dafür, dass wir alle in den
Himmel kommen
– aber nicht sofort.
(Hermann Kappen)
Ganz herzlichen Dank, liebe Eleonore, für Deine lieben Worte und die Mühen, das Gedicht abzuschreiben. Hier im Kommentar kann man das Gedicht nun vergrößern mit den Tasten Strg und + , was eine gute Hilfe bedeutet.
Auf unserer Webseite sind alle Bilder mit einem Linksklick auf das Bild zu vergrößern. Diesen Hinweis habe ich nun noch einmal in dem Beitrag „Zum Jahreswechsel“ zugefügt, da nicht jeder mit dem Mauszeiger über die Bilder einer Website geht. Somit kann das Neujahrsgebet und auch die Archivseite des Galen-Textes ein wenig besser gelesen werden. Wer trotzdem die Archivseite nicht lesen kann, da sie größer nicht zur Verfügung steht, melde sich gern bei mir, damit ich einen anderen Weg der Vergrößerung nehme.